… ist aus der lokalen Wirtschaftsgeschichte zu erklären. Der Hütejunge, der die Wiesensteiger Ziegen (schwäbisch “Goißa”) auf die Steilwiesen führte, zog wohl mit dem Ruf „Goißa raus“ morgens durch die Stadt und die Leute öffneten die Ställe.
Der damalige Elferratsvorsitzende fand den Schlachtruf etwas dürftig, und meinte, er sei deswegen auch öfters dem Spott anderer Fasnets – Funktionäre ausgesetzt gewesen, wenn er auf Geschäftsreisen mit ihnen fachsimpelte.
In seinem ersten Amtsjahr im Jahre 1971 führte er auf dem Marktplatz eine erweiterte Version ein.
Nun Ihr werdet mir gestatten, dass zu dem, was wir schon hatten, ich gesell nen neuen Schmäh, was komplett dann so aussäh´
Goißa raus – mäh!
Hexa send – zäh!
Narragruaß – bäh!
Der neue Schlachtruf wurde von der Bevölkerung sofort angenommen, dieser äußerst originelle und komplexe Ruf trägt sehr stark zur lokalen Identität bei.
Narrenbüttel
Im Jahre 1974 kamen einige Mitwirkende …
… der Prunksitzung auf die Idee ein „Fasnetslied“ zu schreiben.
Dies waren der damalige Prinz, der Büttenredner aus Berlin und ein Bremer, der ebenfalls einige Jahre lang in der Bütt gestanden hatte und auch die Kinderfasnet eine Zeit lang betreut hatte.
Die Melodie wurde von dem Prinzen komponiert und die drei Herren verfassten gemeinsam den Text. Mit dem Fasnetslied wurde lokale Identität bewusst geschaffen, interessanterweise von Zuwanderern aus Norddeutschland.
Das Fasnetslied wird in Schunkelrunden und am Ende jeder Prunksitzungen von allen Mitwirkenden und Gästen mit voller Inbrunst gesungen.
1. Vers: Kaum hat begonnen das neue Jahr, da ist es wieder soweit, wir singen und tanzen wie immer es war zur schönen Fasnetszeit.
Refrain: Wer mal in Wiesensteig zur Fasnet war, ja der kommt wieder in jedem Jahr, wer mal in Wiesensteig zur Fasnet war, der findet unsre Fasnet einfach wunderbar.
2. Vers: Ob arm oder reich, ob alt ob jung, ein jeder der ist hier dabei, wir feiern die Fasnet am Filsursprung und sind der Sorgen frei.
Refrain
3. Vers: D´rum raten wir Euch ihr lieben Leut, geht heute mal aus Euch heraus damit es Euch hinterher nicht gereut am Aschermittwoch ist´s aus.
Refrain 2x
Das Wiesensteiger Fasnetslied, gespielt von den Wiesensteiger Straßenmusikanten
Im Jahre 2019 hatte der Schatzmeister Allme…
… angeregt ein neues, “frisches”, Fasnetslied zu komponieren.
Dem hatte sich dann der damalige Vizepräsident und Musiker (Satsumas) Christoph Crissi Baumeister dann natürlich gerne angenommen. Die Grundidee war, dass eine Brücke zwischen Tradition und Moderne gespannt werden sollte. Baumeister erarbeitete diese Version, in mehreren “Nachtsessions”, an seinem heimischen PC. Es sollte der neue, ultimative, Wiesensteiger Fasnets-Hit werden, den der “Ich-Erzähler” so richtig miterlebt 🙂
1. Jedes Jahr zu selben Zeit, das Häs wird abgestaubt. Die Fasnet am Filsursprung hat mir mein Herz geraubt. Wo Tradition zuhause ist, da bin ich mit dabei. Oh du mein Wiesensteig: ich find dich einwandfrei.
2. Unsre Farben, die sind rot und weiß, nur diesen bin ich treu. Wir feiern unsre Fasnet hier, mit Stolz und ohne Reu`! Wo das Original im Täle ist, da bin ich mit dabei. Oh du mein Wiesensteig: ich find dich einwandfrei.
Refrain: Mäh – zäh – bäh: Der Wiesensteiger Narrenschrei Mäh – zäh – bäh – meiner FGW Mäh – zäh – bäh: So hallt es durch das Goißatal Mäh – zäh – bäh – meiner FGW
Zwischenteil: Und sollte ich einmal nicht im Städtle sein, weit weg von euch und unsrer Narretei. Dann denk ich nur an dieses Lied und fühl` mich nicht allein, mein Herz – ist aller Sorgen frei!
Das Wiesensteiger Fasnetslied “Mäh Zäh Bäh” von C. Baumeister
In Wiesensteig gibt es eine sehr lange Tradition …
… die Pannen und Missgeschicke, die den Wiesensteigern übers Jahr passieren, festzuhalten und in einer Narrenzeitung an der Fasnet zu veröffentlichen. Dies geschieht meist in Reimform.
Das älteste gefundene und noch existierende Exemplar einer Wiesensteiger Narrenzeitung stammt aus dem Jahre 1911. Diese Zeitung trug den Namen “Elefantia” und kostete damals 11 Reichspfennige.
Von 1958 bis 1965 hat die Narrenzeitung ein Arzt komplett im Alleingang geschrieben und legte dabei großen Wert darauf anonym zu bleiben.
Die Wiesensteiger “Närrische Nachrichten” waren mit viel persönlichem Einsatz (eigener Graphiken des Herausgebers) gestaltet und imitierten eine Tageszeitung. Es gab ausführliche Artikel über fingierte Pläne (Mineralfreibad) und lange Gedichte über lokalen Klatsch. Jedes Jahr erschien Sonntags ein Extrablatt mit einem Personenrätsel das am Rosenmontag in der regulären Ausgabe aufgelöst wurde. Der Verfasser legte Wert darauf, dass nur lokale Themen behandelt wurden.
Seit 1970 erscheint einmal jährlich die “Wiesensteiger Narrenzeitung“.
Die Aufgabe der Erstellung der Zeitung hat inzwischen ein Gremium übernommen, dass sich aus verschiedenen Wiesensteiger Persönlichkeiten und dem Teilen des Elferrates zusammensetzt.